Börsenhandel

Aktien
Wer an den Finanzmärkten Geld verdienen möchte, muss handeln können, das heißt, billiger einkaufen als er später wieder verkauft. In der Vergangenheit war dies für Marktteilnehmer zeitweilig sehr einfach, es ging praktisch wie im Schlaf. Sie mussten nur irgendwelche Aktien kaufen und verdienten mehr als 10% Rendite auf ihr eingesetzten Kapital, wenn sie ein Jahr später wieder verkauften. Knowhow brauchte man dazu nicht, Kenntnisse vom Verhalten der Finanzmärkte und damit eine entsprechend risikobewusste Anlagestrategie, erwiesen sich als eher ertragsmindernd. Diese, bis dahin beispiellose Phase gab es nicht nur in einem einzelnen Jahr, sondern beinahe durchgehend von 1980 bis zum Jahr 2000. Erfahrene Börsenhändler hatten zur Vorsicht gemahnt, weil eine derartig lange Schönwetter - Periode eher früher als später zuende gehen müsse. Doch Neulinge in diesem Geschäft, und davon gab es viele, hielten das Geld verdienen an der Börse für ein Kinderspiel. Mit der dot.com Krise nach dem 'new economy'-Irrtum kam das erste große Reinemachen. Kaum jemand von den Novizen hatte sich einen so steilen dreijährigen Abwärtstrend auch nur vorstellen können. Der Autor dieser Zeilen hat in Beiträgen für die Zeitschrift VERSICHERUNGSWIRTSCHAFT unter dem Stichwort risikoarme Kapitalanlage gezeigt, wie riskant die Strategie 'kaufen und behalten' ist und dass man mit einfachen Handelssystemen nicht nur bessere Erträge erzielen konnte, sondern dabei auch deutlich weniger Risiko eingehen musste.

Erst 2003 setzte wieder eine Erholung an den Märkten ein und bis 2007 waren die Indexverluste wieder wettgemacht. Dann verfinsterte sich der Investmenthimmel wieder. Die amerikanische 'subprime' Hypothekenkrise warf immer dunklere Schatten und schließlich brach die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise über die Märkte herein. Die Kurse sackten wieder auf breiter Front ab und statt der erwarteten kräftigen Gewinne gab es herbe Verluste.


Devisen und Rohstoffe (Commodities = Waren)
Anders als bei den Aktienmärkten zeigten die Märkte für Devisen und Rohstoffe, auch Commodities-Märkte genannt, während der gleichen Zeit ein deutlich abwechslungsreicheres Bild. Wer an diesen Märkten Geld verdienen wollte, kam mit einem naiven Rezept, wie 'kaufen und behalten' nicht weit. Hier war das 'timing', also die rechtzeitige Entscheidung zum Kaufen und Verkaufen, für das finanzielle Überleben unzerzichtbar. Und als ebenso wichtig erwies sich ein durchdachtes Geldmanagement, in dem festgelegt wird, wie viel Geld bei jeder Handelsentscheidung investiert werden darf.

An den Rohstoff- und Devisenmärkten sind besonders qualifizierte Kapitalmanager tätig, die 'Commodity Trading Advisers' (CTAs). Bevor sie diese Bezeichnung führen dürfen, müssen diese Manager eine mindestens dreijährige erfolgreiche Arbeit an den Commodities-Märkten nachweisen. Sind sie in die Zunft aufgenommen, dann wird ihre Handelstätigkeit weiter dokumentiert und veröffentlicht. Eine vergleichbare Qualitätskontrolle gibt es für Händler bzw. Berater an den Aktienmärkten nicht.


Markt-Timing

Wie findet man den jeweils geeigneten Zeitpunkt zum Kauf oder Verkauf. Oben in den Grafiken sind einige, nicht ganz ernst gemeinte, Möglichkeiten gezeigt. Soll man ein Orakel befragen, würfeln, oder steht die Antwort etwa in den Sternen? Besser wäre es, dafür ein solides Marktmodell zu entwickeln, das einem die gewünschte Antwort liefern kann. Wie zuverlässig kann so ein Modell sein? Korrekte Vorhersagen zwischen 55% und 60% aller Fälle sind üblich, aber die relative Häufigkeit korrekter Vorhersagen allein ist nicht aussagekräftig. Sie wäre es, wenn die durchschnittlichen Kursgewinne und Kursverluste, pro Tag oder pro Woche, auch gleich groß wären, doch das sind sie nicht. Die Einzelverluste sind bei Aktienmärkten höher als die Einzelgewinne. Beispiele dafür sind in der Beschreibung für das Programm STAT-TRADER zu sehen. Markttiming bedeutet daher in erster Linie, Verluste gering zu halten.

Handelssystem

Handelsplan
Zu einem brauchbaren Handelssystem gehört mehr als nur der 'Markt-Timer'. In einem detailierten Handelsplan muss festgelegt sein, unter welchen Bedingungen man in den Markt einsteigt und wie man sich je nach Marktentwicklung verhalten wird. Vor allem muss von vorn herein feststehen, unter welchen Bedingungen man aussteigen wird. Diesem Handelsplan muss man ausnahmslos folgen.

Das bedeutet, man muss oft auch einsehen, dass man sich geirrt hat und mit Verlust verkaufen. Obwohl das zu erwarten ist, bei einem 'Markt-Timer', der bestenfalls in 60% der Fälle richtig liegt, haben die allermeisten Leute damit große Schwierigkeiten. Zuzugeben, dass sie sich geirrt haben, verletzt ihr Selbstwertgefühl so sehr, dass sie es nicht ertragen können. Neben dem fehlerhaften Geldmanagement ist der Mangel an Disziplin die Hauptursache für das Scheitern vieler Neulinge an der Börse. Dagegen spielt die Intelligenz für den Börsenerfolg keine große Rolle, siehe dazu unten 'Börsenerfolg und Intelligenz'.



Handels-Statistik
Für jedes Handelssystem muss eine ausführliche Statistik angelegt werden, aus der die Chakteristika des Systems ersichtlich werden. Folgende Angaben gehören dazu:

  • Anteil positiver Erträge in (%)
  • Anteil negativer Erträge in (%)
  • mittlerer positiver Ertrag
  • mittlerer negativer Ertrag
  • Quotient (mittlerer positiver Ertrag/mittlerer negativer Ertrag)
  • grösster Einzelverlust
  • grösster akkumulierter Verlust
  • Anzahl der Handelstransaktionen
  • Quotient (Handelstage investiert/Handelstage insgesamt)
  • Transaktionskosten
  • Gesamtertrag
  • Standardabweichung der Erträge
  • Dauer der einzelnen Engagements, tabellarisch
Wenn alle diese Punkte beantwortet sind, hat man das System ausreichend charakterisiert. Falls dieses System einschließlich der Transaktionskosten eine deutlich höhere Verzinsung verspricht, als risikoloses Tagesgeld, darf man einen Versuch damit wagen. Zunächst sollte man das System unter realen Bedingungen, aber im 'Papierhandel' testen. Es werden also mit neuen Marktdaten Transaktionen auf dem Papier durchgeführt, die so auch real ablaufen würden. Viele Broker bieten den Service des 'Papierhandels' an. Bleibt das System auch unter diesen Bedingungen im Rahmen der Erwartungen, dann kann man mit kleinen Beträgen echten Geldes an den Markt gehen.

Ist das System erfolgreich, dann kann man es beibehalten. Man sei aber darauf gefasst, dass dies in der Regel kein dauerhafter Zustand ist; denn die Märkte ändern sich und damit auch die Möglichkeiten dort Geld zu verdienen. Darum ist es erforderlich, die Handelssysteme von Zeit zu Zeit zu überarbeiten. Siehe dazu auch unten 'Märkte im Wandel'.

Geldmanagement

Wie ein risikobewusstes Geldmanagement aussehen kann, ist auf der Seite Geld + Gewinn, siehe oben, nachzulesen. Ein Geldmanagement, das den Namen verdient, setzt voraus, dass man ein Handelssystem bereits hat und dass dieses auch gründlich, also auch im Papierhandel geprüft wurde. Geld das nicht am Markt investiert wird, sollte als Tagesgeld zinsbringend angelegt werden.

Aufgabe übertragen

Nicht jeder hat die Zeit, die Disziplin und die psychische Stabilität, um an der Börse nachhaltig erfolgreich zu handeln. Für die meisten kommt diese Erkenntnis erst spät und sie wird teuer bezahlt. In der Regel ist man besser dran, wenn man Staatsanleihen kauft. Sie sind zwar nicht besonders ertragreich, aber dafür sicher.

Wer Risikokapital erübrigen kann, ist bei den CTAs an den Commodities-Märkten, siehe oben, gut aufgehoben. Sie sind zwar nicht immer erfolgreich, aber ab einem Anlagehorizont von drei Jahren konnte man, wenigstens in der Vergangenheit, mit deutlich höheren Renditen rechnen, als bei Staatsanleihen. Dabei ist auch ein eventuelles Wechselkursrisiko mit abgedeckt. Zum Vergleich: Bei Anlagen in Aktien rechnet man mit Anlagehorizonten von etwa zehn bis zwanzig Jahren. Die CTAs kommen allerdings nur für Anleger infrage, die mindestens US-$ 25.000 anlegen können. Bei diesem Betrag wird das Kapital mehrerer Anleger zusammengefasst, so dass man auf eine Grössenordnung im sechsstelligen Bereich kommt. Eine individuelle Anlagestrategie ist erst ab US-$ 100.000 möglich. Der hohe Kapitalbedarf ergibt sich aus dem Zwang zur Risikostreuung, aus den Mindestgrössen für bestimmte Kontrakte und einem risikobewussten Geldmanagement.

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